Ein Hackerangriff legte Anfang Juli die Verwaltung des Kreises Anhalt-Bitterfeld lahm. Der Pressesprecher der Landkreisverwaltung bestätigt, dass aufgrund eines Cyberangriffs auf das gesamte IT-System aller Standorte der Kreisverwaltung am 09. Juli 2021 alle kritischen Systeme vom Netz genommen wurden.

Erster Cyber-Katastrophenfall ausgerufen

Der deutschlandweit erste Cyber-Katastrophenfall für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurde ausgerufen unter anderem deshalb, weil viele finanzielle Belange von Bürgern betroffen waren, wie zum Beispiel die Auszahlung der Sozialhilfe.

Der Kreis teilte mit: "Dieser Angriff hat auf alle Bereiche des Leistungsspektrums des Landkreises unmittelbare Auswirkungen und betrifft somit auch die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die zurzeit nicht bearbeitet werden können". Mit Ausruf des Katastrophenfalls bekomme der Landrat die Möglichkeit, schneller Entscheidungen zu treffen und Hilfe anfordern zu können.

Verwaltung komplett lahmgelegt

Bei dem Cybervorfall wurden mehrere Server mit Ransomware infiziert. Bislang bleibt jedoch unklar, um welchem Erpressungstrojaner es sich handelt und was die Quelle der Infektion war. In Vermutung steht eine Microsoft-Sicherheitslücke bei den Druckern, dies ist jedoch noch nicht bestätigt. Die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung für die 160.000 Einwohner des Kreises wurde durch den Angriff extrem eingeschränkt. So können Anfragen von Firmen und Bürgern derzeit nur telefonisch oder per Fax entgegengenommen und bearbeitet werden.

Nachdem bereits verschiedene Medien über mögliche Lösegeldforderungen berichteten, hierzu bislang jedoch keine Stellungnahme erfolgte, bestätigte das Landeskriminalamt am 13. Juli die Forderung von Lösegeld von den bisher unbekannten Angreifern. Zur genauen Höhe der Summe wurden keine Angaben machen.

Die Verwaltung bleibt noch bis mindestens Ende der Woche geschlossen. Wann sie wieder ans Netz komme, sei abhängig von der Gefährlichkeit der Trojaner, so der Sprecher des Landkreises Anhalt-Bitterfeld Uwe Pawelczyk.

Update 27.07.21: Um schneller arbeitsfähig zu sein, wurde nun die Bundeswehr um Hilfe gebeten, um bei der Forensik und dem Wiederaufbau der technischen Infrastruktur zu unterstützen. Die IT-Mitarbeiter der Verwaltung könnten dies alleine nicht bewältigen, ließ ein Sprecher mitteilen. Der Landkreis ist dank der Notinfrastruktur seit vergangener Woche wieder eingeschränkt arbeitsfähig und kann Dienstleistungen aus den Bereichen Vormundschaft, Betreuungsbehörde, Wohngeld, Eingliederungshilfe, Hilfe zur Pflege, Blindenhilfe, BaföG und Vergaben wieder intern oder extern erbringen.

Hackerangriffe auf Kommunalverwaltungen sind ein wiederkehrendes Problem und sowohl welt- als auch deutschlandweit zu beobachten, so die Ansicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Aber nicht nur kommunale Einrichtungen sind von Cyberattacken betroffen. Der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zufolge, passieren Angriffe mit Ransomwaresoftware nahezu täglich und auch branchenübergreifend vor. Einen hunderprozentigen Schutz vor Angriffen gibt es nicht, jedoch können erprobte Backup- und Recovery-Verfahren sowie kontinuierliche Aktualisierungen von Software und Systemen die Wahrscheinlichekeit für Cyberangriffe minimieren.

Andere öffentlichkeitswirksame Fälle von Cyber-Attacken finden Sie hier. Generelle Informationen zum Thema Ransomware finden Sie auf unserer Themenseite. Wie Sie Ihr Unternehmen am besten vor Ransomware schützen können erfahren Sie hier.

https://www.anhalt-bitterfeld.de/de/meldung-detail/cyberangriff-auf-landkreisverwaltung.html
https://www.stern.de/panorama/stern-crime/anhalt-bitterfeld--landkreis-wird-von-hackern-erpresst---katastrophenfall-ausgerufen-30613830.html
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/anhalt-bitterfeld-hacker-legen-verwaltung-lahm-17436039.html
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/anhalt/hackerangriff-auf-kreisverwaltung-100.html
https://www.heise.de/news/LKA-Loesegeldforderung-bei-Hackerangriff-in-Anhalt-Bitterfeld-6136714.html?wt_mc=rss.red.ho.ho.atom.beitrag.beitrag
https://www.heise.de/news/Nach-Malware-Infektion-Katastrophenfall-im-Landkreis-Anhalt-Bitterfeld-6133923.html