Kryptowährung ist nicht nachverfolgbar, und Zahlungen sind demnach anonym?
Ein verbreiteter Irrglaube, denn Bitcoin-Transaktionen lassen sich sehr wohl tracken - wenn auch mit einigem Aufwand verbunden. Die Blockchain-Technologie ist eine öffentliche zugängliche Datenbank, mit der zu jeder Zeit von jedem Menschen alle jemals getätigten Transaktionen nachverfolgt werden können. Obwohl die jeweiligen Adressen aus Zahlen und Nummern bestehen (also alphanumerisch sind), lassen sie sich mit dem nötigen technischen Grundwissen zurückverfolgen.
Pseudo-anonym und leichter nachzuverfolgen als Bargeld
“Bitcoin ist nicht anonym, es ist pseudo-anonym.”, betont Ben Weiss, Chef des Bitcoin-Automatenbetreiber Coinflip. “Es besteht die Annahme, dass diese digitale Währung die Identität ihrer Nutzer schützen muss, weil sie oft mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht wird. Aber das ist nicht wahr.”
Eine große Menge an Bitcoin lässt sich nicht ansammeln, ohne irgendwo seine Identität zu hinterlassen. Bei der Registrierung bei einer Kryptobörse müssen sich Registrierende mit Personalausweis, Pass oder Führerschein ausweisen sowie ihre Identität bei der Bezahlung preisgeben. Umschiffen lässt sich dies nur mit einer gehörigen Portion krimineller Energie, etwa mit falschen Anmeldedaten.
Auch Strafverfolgungsbehörden können bei entsprechender Vorbereitung und Ausrüstung Bitcoin-Käufe nachverfolgen. Im Fall der US-Regierung werden Beschlagnahmen zum Beispiel mit Hilfe von Blockchain-Analysten und gerichtlichen Anordnungen durchgesetzt. Viele Kryptobörsen kooperieren bei Vorlage von Strafbefehlen, weswegen Bitcoin-Transaktionen laut Ben Weiss besser verfolgbar als Bargeld sind. Dies könnte in den kommenden Jahren Auswirkungen auf die Kryptogemeinde haben. Viele Investoren versteuerten ihre Gewinne gar nicht oder nicht ausreichend in der Annahme, ihre Bitcoin-Transaktionen seien nicht nachvollziehbar .
Die Top 5 Privacy Kryptowährungen
Jedoch gibt es auch Kryptowährungen die zumindest eine gewisse Anonymität aufweisen, so genannte Privacy Coins. Eine dieser Währungen ist Monero (XMR), die Nutzer im Hinblick auf verstärkte Anonymität, Sicherheit und Privatsphäre entwickelt haben. Seine Blockchain ist weniger transparent. Beiträge und Nutzeridentitäten bleiben generell für Dritte uneinsehbar, können jedoch auf Wunsch offengelegt werden.
Auch ZCash (ZEC) und Dash zählen zu den größten Kryptowährungen, die private Transaktionen möglich machen. ZCash nutzt dafür “Zero-Knowledge” Kryptografie, mit der sowohl private Überweisungen (shielded transactions) sowie öffentliche Transaktionen geleistet werden können. Auch bei Dash können Nutzer eine Privacy-Funktion aktivieren. Dafür nehmen sie allerdings auch höhere Transaktionsgebühren in Kauf.
Verge (XVG) kombiniert Tor-Netzwerke und Stealth-Adressen, um Transaktionen zu verschleiern. Es wird eine unbegrenzte Anzahl von einzigartigen Adressen erzeugt, für die es nur ein Passwort gibt. Die Zuordnung von Transaktion zum dazugehörigen Wallet wird dadurch erschwert. Die Blockchain Horizen (ZEN) schließlich ist auf Privatsphäre fokussiert und verwendet ZK-Snark-Technologie um Transaktionen zu verschlüsseln.
Das Ende der Anonymität von Privacy Coins?
Jedoch geraten auch Privacy Coins vermehrt in den Fokus der Regierungsbehörden und Geheimdienste, die den Kampf gegen Monero und Co längst aufgenommen haben. Das Unternehmen Chainalysis ermittelt Blockchain-Transaktionen und leitet diese weiter an Regierungsbehörden, Börsen und Finanzinstituten in 40 Ländern. Chainalysis gab 2020 bekannt, künftig auch die Privacy Coins Dash und ZCash mit dem Chainalysis Reactor und per KYT (Know Your Transaction) zu erfassen.
Illegale Kryptoaktivitäten werden mit Hilfe dieser und anderer Tools aufgespürt. Zudem wird ein Gleichgewicht zwischen den Datenschutzanforderungen der Nutzer und den Compliance-Anforderungen der Industrie hergestellt. Chainalysis schreibt den Privacy Coins generell nur einen bedingten Grad an Anonymität zu. “Dash und Zcash ermöglichen es Benutzern, Transaktionen mit größerer Privatsphäre durchzuführen. Aber das bedeutet nicht, dass sie völlige Anonymität bieten. Die Datenschutzfunktionen der beiden Kryptowährungen – sowohl in der Art und Weise, wie sie aufgebaut sind, als auch in der realen Welt – lassen Raum für Ermittler und Compliance-Fachleute, um verdächtige oder illegale Aktivitäten zu untersuchen und die Compliance aufrechtzuerhalten.”
Auch Monero gerät ins Fadenkreuz: Der Privacy Coin steht wegen der anonymen Transaktionen bei Kriminellen hoch im Kurs. Dagegen möchte das Krypto-Analsyeunternehmen CipherTrace mit Unterstützung des US-Innenministeriums und mit Hilfe von einer neu patentierten Software vorgehen. Dafür entwickelt das Unternehmen Tools, um Transaktionen, die mit Monero getätigt werden, rückverfolgbar zu machen. Den Strafverfolgungsbehörden sollen damit noch mehr Mittel zur Untersuchung im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten, unter anderem auch im DarkNet, zur Verfügung gestellt werden.
Weitere Informationen zum Thema Bitcoin und Ransomware, einem wichtigen Thema in der Welt der Kryptowährung, finden Sie hier. Wie Sie Ihr Unternehmen vor Ransomware-Angriffen schützen können erfahren Sie hier.
Quellen:
https://www.btc-echo.de/news/kann-man-bitcoin-transaktionen-nachverfolgen-94478/
https://www.cryptolist.de/zcash
https://www.btc-echo.de/news/die-top-5-privacy-kryptowaehrungen-die-man-kennen-muss-112235/
https://t3n.de/news/bitcoin-pseudo-anonym-1384861/
https://www.btc-echo.de/news/chainalysis-legt-dash-und-zcash-auf-den-seziertisch-93384/
https://blog.chainalysis.com/reports/introducing-chainalysis-investigation-compliance-support-dash-zcash
https://markets.businessinsider.com/currencies/news/bitcoin-anonymous-untraceable-myths-stupid-dirty-money-laundering-crypto-chief-2021-6-1030517840
https://ciphertrace.com/ciphertrace-files-two-monero-cryptocurrency-tracing-patents/